Wo bleibt das Positive?
Das gleichlautende berühmte Gedicht von Erich Kästner wurde 1930 verfasst. „Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.“ Knapp 100 Jahre später scheint es sich ähnlich anzufühlen. Geopolitische Konflikte, unzureichende Fortschritte beim Klimaschutz und auch innenpolitisch wenig Gründe für Euphorie.
Darum hier ein paar Argumente gegen die schlechte Stimmung: Die Neubaubestellungen im Schiffbauweltmarkt bleiben das dritte Jahr in Folge auf einem hohen Niveau und sorgen für eine hohe Auslastung in der deutschen maritimen Zulieferindustrie. Auch Europas Werften verzeichnen wieder vermehrtes Interesse der Kunden und verbuchten bis Ende Oktober laut Clarksons Neubauaufträge i.H.v. 7,1 Milliarden Dollar und damit nach zehn Monaten bereits knapp 50 Prozent im Vergleich zum vollen Vorjahr. Der Kreuzfahrtmarkt, das mit Abstand wichtigste Marktsegment der zivilen Schiffbauindustrie in Europa und in Deutschland, berichtet neue Buchungsrekorde und starke Umsätze. Das Interesse an Neubaubestellungen in diesem Markt ist zurück.
Zu den positiven Entwicklungen in den Clarksons-Statistiken – sprich bei Handelsschiffen – haben deutsche Werften allerdings bislang nicht nennenswert beigetragen; dennoch ist die Auslastung auch bei vielen hiesigen Schiffbauern aktuell durchaus hoch. Die Erfolge bei diversen Aufträgen für öffentliche Auftraggeber aus dem In- und Ausland haben
dazu spürbar beigetragen.
Erfreulich auch die Nachricht, dass der Ausbau der regenerativen Energieerzeugung offshore für die deutsche Schiffbauindustrie zu einem gewichtigen zusätzlichen Standbein wird. Die Botschaft wurde nicht nur als Absichtserklärung auf der Nationalen Maritimen Konferenz im September vernommen, sondern hat sich inzwischen auch in ersten konkreten Bauverträgen manifestiert. Die gewaltigen Ausbaupläne, gepaart mit der Erkenntnis, dass diese durch verlässliche, sichere Partner innerhalb der EU angepackt werden müssen, schürten entsprechende Erwartungen. Die deutsche Schiffbauindustrie hat die zurückliegenden Monate intensiv genutzt, um an mehreren Standorten dezidierte Produktionskonzepte für den Bau großer Konverterplattformen zu entwickeln und mit entsprechenden Investitionsplänen zu hinterlegen. Sowohl Industrie als auch Politik sind 2023 in diesem Bereich wichtige Schritte gegangen.
Wesentliche Punkte unseres Ende 2022 an Bundesminister Habeck übergebenen VSM-Papiers „Schiffbau für Offshore Windenergie“ werden also umgesetzt.

